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mit Arbeiten von
Vitali Kot, Svetlana Mikhailova, Sergey Varaksin (Petrosawodsk) und
Alexander Gonschior, Tilman Rösch, Jochen Schönfeld (Tübingen)
Alles in der Welt durchdringt sich, Grenzen zwischen virtuell und physisch Realem
gibt es nicht. Wir treiben durch die Zeit, durch Straßen, Städte, Länder. Sprachen,
Kulturen und Traditionen vermischen und beeinflussen sich wechselseitig. Komplexe
Verflechtungen sind unvermeidbar.
Die an dieser Ausstellung beteiligten Fotografen Vitali Kot, Sergey Varaksin und
Svetlana Mikhailova aus Petrosawodsk, der Hauptstadt der russischen Republik Karelien
und Partnerstadt Tübingens, thematisieren in ihrer künstlerischen Arbeit diese vielfältigen
Durchdringungen und Verflechtungen auf positive Weise. Die drei Fotografen arbeiten
dabei mit zum Teil sehr unterschiedlichen Techniken und Stilen.
Svetlana Mikhailova erarbeitet ihre vielschichtigen Portraits am Computer unter
Nachahmung alter Gemälde und Einbindung stofflicher Strukturen. Mit scheinbarer
Leichtigkeit bewegt sie sich durch verschiedene Epochen, Formen und Stile und
erzeugt neue Bedeutungsebenen.
Vitali Kots Schwarzweiß-Fotografien sind inspiriert von bekannten Straßen- und
Genreszenen etwa Cartier-Bressons, Brassaïs oder Doisneaus. Kots Serie "European Vacation"
entstand während einer Reise durch Westeuropa. Bei seiner Suche durch neues Gebiet zeigte
sich ihm das Fremde als Ähnliches und Gleichartiges der Städte und Länder in Ost und West,
trotz der historischen und kulturellen Unterschiede.
Sergey Varaksin nutzt erfolgreich die Analogfotografie für seine Techniken der Mehrfachbelichtung.
Er belichtet den Film zuerst mit Portraits und fügt verschiedene neue Bildebenen aus der Umgebung
hinzu, die sich so gegenseitig durchdringen und mit neuer oder verborgener Bedeutung füllen.
Diese vermeintlich heterogenen Künstler verbindet ihr Überschreiten geografischer Grenzen und
kultureller Stereotypen sowie ihrer eigenen künstlerischen Kreativität.
Die Ausstellung wird begleitet durch fotografische Arbeiten der Tübinger Künstler
Alexander Gonschior, Tilman Rösch und Jochen Schönfeld, die ihrerseits
bereits in Petrosawodsk ausgestellt haben.
Während des Aufenthalts in Petrosawodsk und Sankt Petersburg herrschte dort
tiefer Winter (-25°C). Diese Kälte ist in den fotografischen Arbeiten Tilman Röschs
spürbar, in den Bewegungsfotografien der Schnee- und Eiswälder Kareliens und in den
streng komponierten Aufnahmen der zugefrorenen Newa, der Schneemuster auf den
Kanälen und der Architektur Sankt Peterburgs. Auch die Gesichter der Menschen von
Petrosawodsk lassen die Kälte ahnen, der sie pelzbekleidet trotzen. In seinen
Assemblagen stellt Rösch mehrere Fotografien zu einem neuen Bild zusammen. So
erscheint ein orthodoxer Heiliger in einer Assemblage von eisigen Fotografien.
Sein Antlitz ist von Eiskristallen bedeckt.
In der Ausstellung der drei Tübinger Fotografen in Petrosawodsk hatte Jochen Schönfeld
ausschließlich Portrait- und Aktaufnahmen gezeigt. Die Ausstellung in der
Shedhalle nun bildet dazu in doppelter Hinsicht ein Gegenstück: nicht nur
bezüglich des Entstehungsortes der Aufnahmen (die Ausstellung in Petrosawodsk
zeigte Aufnahmen, die in Tübingen und Berlin entstanden sind), sondern auch,
was die Motivwahl betrifft. Menschen spielen (fast) keine Rolle, dafür umso
mehr die Architektur und Landschaft Russlands, teils völlig abstrahiert,
teils aber auch gegenständlich, ja nüchtern-sachlich präsentiert.
Ein Eisfischer auf dem zugefrorenen See, sein Fang in Sekundenschnelle auf dem Eis
erstarrt, ein Hundeschlitten im Schnee: Zwölf Miniaturen von Jochen Schönfeld -
Momentaufnahmen aus dem winterlichen Petrosawodsk und Sankt Petersburg.
Drei größere Tablaux zeigen das changierende Farbspiel auf der Oberfläche
eines Eisblocks; damit spiegeln sie das übergeordnete Thema, die klirrende
Kälte Kareliens, in abstrakter Form wider.
Das dominierende Element in den Panorama-Fotografien von Alexander Gonschior ist
ebenfalls Eis - Eis auf Straßen, Seen, Gräbern und Menschen auf Eis. Eine monochrome
Welt in hellen Grautönen, nur gelegentlich findet sich ein farbiges Element...
Verflechtungen, im weiteren Sinne verstanden als Überlagerungen, gegenseitige
Durchdringungen, spielen bei dieser Ausstellung eine doppelte Rolle. Sie finden
sich unter thematischen und künstlerisch-technischen Aspekten in allen Arbeiten
wieder. Verflechtungen spielen aber auch auf übergeordneter Ebene eine Rolle
unter dem Gesichtspunkt des kulturellen Austausch und der partnerschaftlichen
Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Tübinger und Petrosawodsker Künstlern
und aller Beteiligten darüber hinaus. Beide Aspekte dieser Verflechtungen in
künstlerischer und kooperativer Hinsicht bedingen und inspirieren sich wiederum gegenseitig.
Die Ausstellung ist geöffnet
Do und Fr: 18-20 Uhr
Sa und So: 16-18 Uhr
sowie Sa, 21.06.2014 von 22.30 bis 03:00 Uhr
Eintritt: 3/2 Euro
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